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„Onlinebasierte Präventionsprogrammen werden in 5 Jahren ein normaler Bestandteil der Versorgung sein“

Dr. David Ebert: ICare Prevent gegen Depressionen und Angst

Eine transdiagnostische Intervention zur Prävention von Depression und Angst: das ist ICare Prevent. Die Intervention ist nicht nur untersucht on Effektivität, sonst auch Kosteneffektivität. Wir sprachen Dr. David Ebert, Studienleiter von ICare Prevent, über das Project, seine Motivation und die Bedeutung von E-Mental-Health in den kommenden Jahren.

Dr. David Ebert ist ein renommierter Forscher im Bereich Entwicklung und Evaluation evidenz-basierter Internet- und mobil-basierter Gesundheitsinterventionen zur Förderung der psychischen Gesundheit. Ein besonderer Fokus seiner Arbeit liegt auf der Prävention und frühzeitigen Intervention psychischer Erkrankungen. Gemeinsam mit seinem Team hat er 15 verschiedene Internet-basierte Gesundheitsinterventionen entwickelt, deren Wirksamkeit und Kosteneffektivität in insgesamt über 40 randomisiert-kontrollierten klinischen Studien evaluiert wurden.

Uebung ICare Prevent screenshot

Neben seinen universitären Tätigkeiten ist Ebert an der Implementierung wissenschaftlich fundierter Internet- und App-basierter Interventionen zur Prävention und Behandlung psychischer Störungen in die Regelversorgung interessiert. Im Zuge dessen hat er das GET.ON Institut gegründet. Es wird von der Europäischen Union gefördert und will in Kooperation mit verschiedenen Universitäten ausschließlich evidenz-basierte Interventionen in die gesundheitliche Versorgung implementieren. Innerhalb der Schön-Kliniken, einer der größten privaten Klinikketten in Deutschland, war Ebert außerdem verantwortlich für die Implementierung internet-basierter Psychotherapieverfahren in die Routineversorgung. Darüber hinaus ist Dr. Ebert amtierender Präsident und Mitglied des Board of Directors der International Society for Research on Internet Interventions (ISRII).

Bei der ICare Prevent-Studie handelt es sich um eine Untersuchung darüber, ob es möglich ist, mithilfe des von Online-Interventionen Ängste und Depressionen zu verringern. Zu diesem Zweck wurde eine multinationale Studie in vier Ländern (Deutschland, Schweiz, Spanien, Niederlande) gestartet. Dr. Ebert: “Wir können noch nicht genau sagen, ob es Unterschiede in den Ergebnissen der verschiedenen Länder gibt, aber die Daten, die wir haben, sind sehr vielversprechend. Das Programm wird sehr gut angenommen, die Teilnehmer haben eine große Zufriedenheit geäußert.”

Selbsthilfe-Training gegen Traurigkeit und Ängste

ICare Prevent richtet sich an Menschen, die festgestellt haben, dass sie immer mehr und länger Grübeln und sich sehr viele Gedanken über die kleinsten Alltagssituationen machen, aber noch nicht depressiv sind. Für Depressionen und Angststörungen gibt es eigene Studien.

ICare Prevent ist als ein 7-wöchiges Online-Selbsthilfe-Training aufgebaut, dessen Ziel es ist, sich anbahnende Gefühle von Traurigkeit oder Ängste aufzugreifen und zu bewältigen. Das Training gibt Hilfestellungen, um mit solchen Gefühlen umzugehen und bietet Hintergrundinformationen darüber, wie sie entstehen.

Die Intervention wird auf Effektivität und Kosteneffizienz getestet

Im ersten Schritt planten die Gründer, eine Intervention zu entwickeln, die Patienten mit leichten depressiven Beschwerden und Angstzuständen dabei vorbeugt, eine ernsthafte psychische Erkrankung zu entwickeln. Im zweiten Schritt sollte die Intervention in begleiteter und unbegleiteter Form auf ihre Effektivität und Kosteneffizienz getestet werden.

Transdiagnostik

Die Entwicklung von ICare Prevent erfolgte auf der Basis transdiagnostischer Online-Interventionen, die von Dr. Ebert mitentwickelt wurde. Grundgedanke der Transdiagnostik ist, dass bestimmte Risikofaktoren wie Angst und ein geringer Selbstwert überlappen. Die Fragestellung bei ICare Prevent ist, ob man die Intervention bei Angst und Depression mittels einer Anwendung abdecken kann.

Das Programm besteht aus verschiedenen Modulen, die ganz auf die Bedürfnisse der Teilnehmer angepasst werden können. Zu den Kerninhalten der in den Modulen zusammengefassten Trainings gehören:

  1. Übungen, um Aktivitäten in den Alltag einzubauen, die Teilnehmern dabei helfen, sich wichtigen Bedürfnissen, Werten und Lebensbereichen zu widmen, um die Stimmung zu verbessern, Sorgen oder Anspannung zu reduzieren und Kraft zurückzugewinnen.
  2. Effektive Strategien, um beeinflussbare Probleme systematisch besser lösen zu können
  3. Methoden, die dabei helfen, die Anspannung und Sorgen zu reduzieren, zu lernen, wie man sich Stück für Stück schwierigen Situationen und Gefühlen stellt und wie man Ängste bewältigt und sich insgesamt freier zu fühlen.

Noch vor der Beendigung des Projektes kann das Team um Dr. Ebert erste positive Zwischenergebnisse feststellen: „Wir können zwar noch keine finalen Aussagen geben, aber Studien waren sehr vielversprechend. Wir konnten eine Reduktion der Symptomatik sowie eine Erhöhung der Lebensqualität unserer Patienten beobachten.

Die Zukunft der Online-Prävention

Für Dr. Ebert ist klar: “In den nächsten 5 Jahren werden onlinebasierte Präventionsmaßnahmen ein normaler Bestandteil der Versorgung sein, so wie heute das Online Banking selbstverständlicher Teil unseres Alltags ist. Grundsätzlich ist E-Health sowohl bei der Prävention als auch bei der Behandlung vorstellbar. Aber die Bereitschaft muss da sein. Nur, wenn Menschen sich vorstellen können, mit so einer Intervention zu arbeiten, die sie im Alltag unterstützt, kann sie optimal wirken.” Wichtig ist ihm, dass es für Online-Interventionen Mindeststandards gibt, damit der Nutzen solcher Anwendungen für Patienten gesichert ist.

Für Dr. Ebert stellt daher ein Methodenmix die optimale Lösung dar. Für manche Patienten eignen sich Online-Interventionen hervorragend, andere wiederum finden die Optimale Hilfe in persönlichen Einzel- oder Gruppenangeboten.

Mehr Erfahren?

Wenn Sie mehr über das ICare-Projekt erfahren möchten, schauen Sie sich gerne auf der Website des Projektes um. Oder lesen Sie auch der anderen ICare Interviews mit:

Wenn Sie sich für den Einsatz von E-Health zur Behandlung von psychischen Erkrankungen interessieren oder weitere Fragen haben, nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf oder folgen Sie uns auf Twitter.