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Mit dem ergänzenden Einsatz von E-Mental-Health, können die vorhandenen Ressourcen effizient und bedarfsgerecht eingesetzt werden.

Symposium: Digitalisierung der Psychotherapie

Der Hauptstadtkongress für Medizin und Gesundheit 2019 stand ganz im Zeichen der Digitalisierung des Gesundheitswesens. Dank E-Mental-Health wird auch die psychotherapeutische Versorgung durch digitale Behandlungsformen ergänzt.

illustration of stepped care / network care Beim E-Mental-Health-Symposium von Minddistrict stellten Laura Kuhlmann (Vitos GmbH), Dr. Jiaxi Lin (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg), Dr. Knut Schnell (Universitätsmedizin Göttingen) und Jeanette Ploeger (Minddistrict Niederlande) spannende Use Cases vor.

E-Mental-Health in den Vitos Kiniken

Laura Kuhlmann, Stabsstelle E-Health und digitale Teilhabe bei der Vitos GmbH, stellte das Pilotprojekt von Vitos und Minddistrict vor. Die Vitos Kliniken sind Hessens größter Anbieter für die Behandlung psychisch kranker Menschen. In den Vitos Kliniken werden jährlich etwa 43.000 Patienten stationär und rund 195.000 ambulant behandelt.

Foto von Frau Kuhlman Frau Laura Kuhlman

Bei der Nutzung digitaler Anwendungen sind für Vitos folgende Rahmenbedingungen wichtig:

  • Digitale Anwendungen müssen einen Nutzen für den Patienten darstellen
  • Bei allen Überlegungen in Bezug auf den Einsatz digitaler Anwendungen in der Therapie muss der Mensch im Mittelpunkt stehen
  • Digitalisierung funktioniert nur gemeinsam
  • Ziele: Patientenautonomie, Patientengewinnung und -bindung stärken

Vitos verfolgt hierbei das Ziel, Patientenautonomie und -bindung zu stärken. In der Vitos-Klinik Rheingau haben Vitos und Minddistrict ein Pilotprojekt zur prä- und poststationären Versorgung gestartet.

Prästationäre Versorgung: Willkommensmodul

Das Willkommensmodul dient dazu, dass Patienten die Klinik, das Leistungs- und Therapieangebot sowie die Behandelnden bereits kennenlernen, während sie eine Wartezeit auf einen Platz in der Klinik überbrücken müssen. Dies soll den Patienten die Angst vor einer stationären Behandlung nehmen, die für die meisten Patientinnen und Patienten einen riesigen Schritt darstellt. Sie können sich darauf einstellen, was auf sie zukommt. Ein weiterer Bestandteil der prästationären Versorgung ist die Möglichkeit, einige niederschwellige Module im Sinne des Selbstmanagements zu absolvieren. Dadurch erfahren Patientinnen und Patienten bereits erste Hilfestellungen, die sie eigenständig bearbeiten können und die ihnen den Umgang mit der Krankheit ein wenig erleichtern, bis sie den stationären Klinikaufenthalt beginnen können.

Poststationäre Versorgung

Auch für die poststationäre Versorgung von Patientinnen und Patienten ist gesorgt. Mithilfe von Blended Care soll den Patienten die Rückkehr in den Alltag schrittweise ermöglicht werden. Bei Blended Care handelt es sich um die Integration von Online-Interventionen in die reguläre Psychotherapie. Dadurch kann das Rückfallrisiko minimieren werden.

Die Resonanz auf die poststationäre Versorgung in der Vitos Klinik Rheingau war sowohl bei Patientinnen und Patienten als auch bei den Behandelnden sehr positiv. Die Bearbeitung der Module hat zur besseren Vorbereitung und Konzentration im Therapiegespräch geführt und die Patienten fühlten sich durch die parallele Bearbeitung der Module deutlich entlastet.

Vitos logo

E-Mental-Health bei Chronischen Schmerzen

Dr. Jiaxi Lin von der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg stellte das an der Universität Freiburg entwickelte digitale Akzeptanz- und Commitment-Training in der Rehabilitation vor.

Ca. 17% aller Menschen in Deutschland leiden unter chronischen Schmerzen. Für die Betroffenen bedeutet das nicht nur körperliche, sondern auch psychische Beeinträchtigungen. Ein Akzeptanz- und Commitment-Training (ACT) kann als sinnvolle Alternative zur kognitiven Verhaltenstherapie dienen. Die Akzeptanz- und Commitment-Therapie verfolgt den Ansatz, dass nicht die Symptome behandelt werden sollen, sondern Fertigkeiten vermittelt werden, um mit der Symptomatik umzugehen und werteorientiertes Handeln im Alltag zu fördern.

Nicht die Symptome einzelner psychischer Störungen werden behandelt in ACT, sondern die Umgang mit der Symptomatik.

In der Studie ACTonPain untersuchten Forscher der Universitäten Freiburg und Erlangen-Nürnberg die Wirksamkeit einer onlinebasierten Akzeptanz- und Commitment-Therapie mit und ohne Begleitung sowie einer Kontrollgruppe mit Personen auf der Warteliste.

In der begleiteten ACTonPain-Version gaben Psychologen unter der Supervision eines erfahrenen psychologischen Psychotherapeuten ihren Patienten personalisierte und standardisierte Rückmeldungen per Mail. Zwar zeigten sich zwischen den beiden ACT-Gruppen keine signifikanten Unterschiede in der Wirksamkeit. Mithilfe der Psychologen bearbeiteten die Teilnehmer aber mehr Module und brachen das Onlinetraining seltener ab. Die Schmerzbeeinträchtigung wich bei der unbegleiteten Gruppe jedoch nicht signifikant von der Kontrollgruppe ab, sodass eine unbegleitete Version der ACT nicht zu empfehlen ist.

Foto dr. Jiaxi Lin Dr. Jiaxi Lin

ACTonPain ist die erste ACT-basierte IMI (Internet- und Mobile-basierte Intervention) für chronische Schmerzen in Deutschland und birgt dementsprechend noch eine Menge Entwicklungspotenzial. Die Untersuchungen der Universitäten Freiburg und Erlangen-Nürnberg haben klar gezeigt, dass es einen Differenzierungsgrad in Bezug auf den Selbsthilfeversion der Interventionen gibt und auch die Wirksamkeit der IMI teilweise bestätigt wurden.

Mobile Applikationen und Wearables in der Psychiatrie

Die Versorgungslücken in der Psychotherapie in Deutschland sind teilweise sehr groß und klaffen sogar zwischen benachbarten Regionen stark auseinander. PD Dr. Knut Schnell von der Universitätsmedizin Göttingen / Asklepios Fachklinikum Göttingen thematisierte daher den Einsatz mobiler Applikationen und Wearables bei der Behandlung von Depressionen.

Diese Lücke zwischen ambulanter und stationärer Versorgung wollen Prof. Dr. Schnell und seine Arbeitsgruppe im Rahmen eines BMBF Verbundprojekt entwickelten Therapieassistenzsystems ‚Mitassist‘ schließen. Bei Mitassist handelt es sich um ein am Unterarm getragenes Wearable, das am Unterarm getragen wird. Die Manschette ist mit Sensoren ausgestattet und misst Stress-und Stoffwechselparameter, Bewegungsmuster, Schlafprofil und Muskelspannung der Patienten. Dadurch lassen sich wichtige Hinweise auf die Verfassung der Patienten ablesen. Über ein intuitives Feedbacksystem sollen die Patient bei Verhaltensänderungen unterstützt werden. Diese Verhaltensveränderungen wurden vorab mit dem Therapeuten abgestimmt und definiert.

Foto herr Knut Schnell PD Dr. Knut Schnell

Mit dem neu entwickelten System sollen Patienten mit psychischen Erkrankungen im Alltag besser unterstützt werden. Gleichzeitig sollen die Behandler in die Lage versetzt werden, auf der Basis der gewonnen Daten ihre Patienten im Alltag besser unterstützen zu können.“

Ketenzorg – Network Care in den Niederlanden

Mit Ketenzorg, einem hausarztzentrierten Stepped-Care-Projekt, welches die psychotherapeutische Versorgung in der Region Nord-Brabant (im Süden der Niederlande) abdeckt, stellte Jeanette Ploeger (Psychologin und Customer Success Officer Minddistrict) einen internationalen Use Case vor. Hierbei greifen hausärztliche und psychotherapeutische Versorgung dank digitaler Unterstützung nahtlos ineinander.

Es handelt sich hierbei um ein Selbsthilfe-Angebot, bei dem Behandelnde als auch Patienten auf dieselbe E-Mental-Health Plattform zugreifen. Abhängig vom Krankheitsbild können Teilnehmende im ersten Schritt webbasierte Selbsthilfe-Angebote in Anspruch nehmen. Der Minddistrict Selbsthilfe-Katalog bietet neben verschiedenen Trainings, z.B. zur Stressbewältigung und Entspannung, aber auch zur Verbesserung des Schlafes, der Problemlösekompetenz und zur Reduktion des Alkoholkonsums, auch passende Online-Tagebücher.

Ketenzorg - Network Care

Genügen die Angebote zur Selbsthilfe nicht, können sich die Betroffenen an ihre Hausarztpraxis wenden. Auch dort werden Online-Interventionen angeboten, welche mit schriftlichen Feedbacks, Videogesprächen oder persönlichen Gesprächen vor Ort kombiniert werden.

Da alle Behandelnden auf dieselbe E-Mental-Health Plattform zugreifen, sind sie immer über die bereits erarbeiten Inhalte, Erfolge und Misserfolge der Patientinnen und Patienten informiert und können nahtlos daran anknüpfen. Patientinnen und Patienten genießen durch ein solches Stepped-Care-Modell mehrere Vorteile: Sie erhalten zeitnah niedrigschwellige Behandlungsangebote in Form von Selbsthilfe oder Versorgung über ihre vertraute Hausarztpraxis.

Bei Bedarf steht den PatientInnen jedoch auch der Weg in intensivere Behandlungssettings offen. Auch nach der Behandlung können sie das Angebot von Minddistrict weiter nutzen, was sehr hilfreich sein kann, um beispielsweise Pläne zur Rückfallprävention zu erstellen.

Jeanette Ploeger Jeanette Ploeger

Das Beispiel Ketenzorg zeigt, wie eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Hausärztinnen und Psychotherapeuten optimal funktionieren kann. E-Mental-Health kann gut an bestehende Versorgungsstrukturen angebunden werden und sollte also nicht als Ersatz oder Gefahr für die herkömmliche psychotherapeutische Versorgung betrachtet werden.

Nicht nur Ketenzorg, sondern auch die anderen Use Cases, die auf dem E-Mental-Health-Symposium vorgestellt wurden, zeigen deutlich, dass mit dem ergänzenden Einsatz von E-Mental-Health die vorhandenen Ressourcen effizient und bedarfsgerecht eingesetzt werden können.

Mehr erfahren

Sie möchten mehr über "Ketenzorg" erfahren? Lesen Sie dieses Interview mit Rudolf Keijzer.

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